Cuxland

Was können Angehörige tun, wenn Oma nicht mehr fahren sollte?

Die Fahrtauglichkeit von Senioren kann in Familien zum Krisenthema werden. Wie kann ein schiefer Haussegen vermieden und das Thema richtig angesprochen werden? Ein Verkehrspsychologe gibt Ratschläge, wie man Fettnäpfchen vermeiden kann.

Eine Seniorin schaut in den Rückspiegel.

Wenn es um Fahrtauglichkeitstests geht, reagieren Senioren oft mit Trotz. Foto: Körner/dpa

Verkehrsteilnehmer in Deutschland werden älter. Mit der Zeit kommt es vor, dass das Autofahren langjährigen Fahrern immer schwerer fällt. Die Zeichen zu erkennen und die Schlüssel abzugeben, ist dann oft ein schwieriger Prozess. Die EU-Kommission schlägt aktuell vor, Autofahrer ab 70 Jahren könnten alle 5 Jahre ihren Führerschein durch einen Fahrtauglichkeitstest verlängern lassen. In anderen europäischen Ländern gelten bereits vergleichbare Regularien. Hierzulande beruhen diese Tests auf Freiwilligkeit.

Dass es Senioren Tests auch im hohen Alter noch gut bestehen können, bewies der fast 90-Jährige Wilhelm Brickwedel, der sich von einem Bremerhavener Fahrlehrer überprüfen ließ, wie die NORDSEE-ZEITUNG jüngst berichtete.

Nicht immer sind ältere Menschen jedoch noch so sicher am Steuer, wie Angehörige mit Sorge beobachten müssen. Die Thematik anzusprechen, stellt Familien oft vor ungeahnte Herausforderungen.

Es gilt die Selbstverantwortung auf deutschen Straßen

Bei der DEKRA in Bremerhaven ist dieses Problem bekannt. „In Deutschland gilt die Eigenverantwortung, nach der Fahrprüfung gilt der Führerschein ein Leben lang“, bemerkt Dr. Christian Monschau, Leiter der Begutachtungsstelle in Bremerhaven, Bremen, Bielefeld und Osnabrück. Deshalb ist es meist an den Nächsten, die abnehmende Fahrtauglichkeit anzusprechen. „Da ist großes Fingerspitzengefühl gefragt. Eine direkte Konfrontation sorgt meistens für eine trotzige Reaktion“, rät Monschau. Viele der Betroffenen pochten darauf, sie seien jahrzehntelang unfallfrei gefahren. Die Abnahme der Sinne im Alter sei allerdings nicht zu unterschätzen. Ein sensiblerer Umgang sei durch das Schenken von Test-Gutscheinen möglich. Bei der DEKRA-Begutachtungsstelle in Bremerhaven - zuständig auch für den Landkreis - werden jede Woche Reaktionstests sowie medizinische und psychologische Untersuchungen angeboten. Eine Einladung zu professionellen Fahrstunden sei ebenso eine Möglichkeit, die Angehörige in Erwägung ziehen könnten.

Senioren haben Angst, durch Test den Führerschein zu verlieren

„Viele meiden die Tests. Dabei dürfen die Prüfer bei einem Nicht-Bestehen die Behörden keineswegs informieren“, betont der Verkehrspsychologe. Ein professioneller Test sei somit ohne Folgen.

Alternativ zu Gutscheinen sei natürlich auch eine vorsichtige Ansprache hilfreich. Im Kreis der Familie dürfe es keinesfalls zu einer tribunalähnlichen Situation kommen. Besser sei es, Anlässe wie Arztbesuche für ein lockeres Gespräch zu nutzen. „Wenn zum Beispiel die Sehstärke abgenommen hat, kann man mit einem handfesten Ereignis auf die Fahrtauglichkeit eingehen. In so einer Situation kann es ebenfalls hilfreich sein, den Arzt mit ins Boot zu holen“, meint Monschau.

Wenn nichts hilft und der Fahrer zunehmend eine Gefahr darstellt, könnte der Weisheit letzter Schluss auch ein Hinweis an das Verkehrsamt sein. Die Behörde ginge dem Fall nach, was nicht mehr zu unterbrechen sei. Tests werden dann unvermeidlich. Monschau: „Das ist jedoch äußerst giftig für den Familienfrieden.“

Levin Meis

Volontär

Als gebürtiger Ostwestfale ist Levin Meis nach einem Studium der Medienkulturwissenschaft und der Geschichte ganz im Süden Deutschlands, in Freiburg, in den hohen Norden gekommen. Bei der NORDSEE-ZEITUNG lernt er als Volontär das Handwerk des Journalisten in allen Facetten.

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