Rotenburg

Brachvogel: NABU ruft im Kreis Rotenburg zur Zählung auf

Dass der Naturschutzbund (NABU) auch den Brachvogel retten will, ergibt sich schon aus dem Namen der Organisation. Doch um zu wissen, wie man einzelnen Spezies helfen kann, muss man viel über sie wissen - etwa ihre Anzahl.

Der Große Brachvogel in freier Widbahn.

Der Große Brachvogel in freier Widbahn. Foto: Hartmut Mletzko

Der NABU will die Brutbestände des Brachvogels landesweit erfassen und setzt dabei auf Unterstützung nicht nur von Profis. „Ziel der Erfassung ist es, ein möglichst umfassendes und aktuelles Bild über den Bestand und die Verbreitung dieser Art zu erhalten“, berichtet Simone Kasnitz vom NABU. Um dem Rückgang der Wiesenvögel im Landkreis Rotenburg entgegenzuwirken, wurde bereits 2013 ein Projekt zum Schutz des Brachvogels unter Leitung der NABU Umweltpyramide und finanziell unterstützt von der Stiftung Naturschutz im Landkreis Rotenburg initiiert. Kasnitz leitet das Projekt von Beginn an.

Unter anderem koordiniert sie die ehrenamtlich Aktiven, die in Absprache mit den Landwirten Gelege durch Elektrozäune vor Prädation und dem Ausmähen schützen. 2016 wurde eine systematische Erfassung von Brutvorkommen des Brachvogels im gesamten Kreisgebiet durchgeführt, um Dichtezentren als künftige Schwerpunktgebiete für den Gelegeschutz der Wiesenvögel zu lokalisieren.

2016 gab es mehr als 100 Reviere im gesamten Landkreis

Damals wurden knapp über 100 Reviere des Brachvogel ermittelt, die sich über den gesamten Landkreis verteilen, mit Schwerpunkten in Niederungs- und Moorgebieten im Zentrum und Norden des Landkreises. Der Landkreis Rotenburg besitzt somit auch aus landesweiter Sicht eine besondere Verantwortung zum Schutz des Brachvogels.

Die Entwicklung des Vogels wird seit Jahren mit Sorge beobachtet. Im nördlichen Landkreis gibt es noch einige Schwerpunktgebiete des Brachvogels, die durch gezielte Maßnahmen im Gelegeschutz gestärkt werden sollen. „Wir müssen jetzt handeln, um die letzten Vorkommen des Großen Brachvogels unserer Heimat zu erhalten“, erklärt Simone Kasnitz.

Brut des Brachvogels ist leichte Beute für Füchse & Co

Ursachen für den Bestandsrückgang sind Lebensraumverlust durch Grundwasserabsenkung oder Entwässerung und Umbruch von Feuchtwiesen, Trockenlegung und Abbau der Moore, gefolgt von einem Verlust von stocherfähigen Substraten als bevorzugte Nahrungsräume. Da der Brachvogel zudem Bodenbrüter ist und in der Regel erst ab Mitte April Eier legt, sind Gelege und Jungvögel im intensiv genutzten Grünland auch stark durch Wiesenmahd gefährdet, die in solchen Bereichen oft schon Ende April, Anfang Mai beginnt. Hinzu kommt laut NABU ein „sehr hoher Druck durch Beutegreifer, darunter Füchse, Marder oder Wildschweinen, denen die Brachvögel als Bodenbrüter ebenfalls besonders ausgesetzt sind.

Der Vogel trifft bis Anfang April in seinem angestammten Brutgebiet ein

„Da der Gelegeschutz aber nur den Schlupferfolg der Wiesenvögel, nicht aber das Überleben der Küken sichert, wurde der Gelegeschutz in den Schwerpunktgebieten zusätzlich um ein Mahdregime in Form von habitatverbessernden Maßnahmen wie temporäre Schutzstreifen/-flächen erweitert“, erläutert Simone Kasnitz den Projektinhalt. Außerdem wurde in Kooperation mit der Jägerschaft Bremervörde im Winter 2017/2018 ein Prädationsmanagement zum Schutz der Küken initiiert.

Der Brachvogel brütet im offenen, sehr feuchten bis trockenen Gelände, nicht selten in der Nähe von Wasser, wie zum Beispiel auf verheideten Hochmooren und Brachflächen. Zwischen Anfang März und Anfang April trifft der Brachvogel in seinem Brutgebiet ein. Aufgrund der hohen Reviertreue werden meistens wieder dieselben Gebiete aufgesucht.

Zählung läuft bis Mitte April und soll nicht nur durch Fachleute erfolgen

Die Erfassung des Brachvogels soll ab sofort bis Mitte April erfolgen. In diesem Zeitraum sind zwei Begehungen mit mindestens einer Woche Abstand in potenziellen Brutgebieten vorgesehen. „Wann und wo diese Begehungen stattfinden, können Sie nach Ihren zeitlichen und räumlichen Möglichkeiten in Abstimmung mit mir und zwei weiteren Regionalkoordinatoren selbst festgelegen“, führt Simone Kasnitz aus. „Dieser Aufruf richtet sich nicht nur an Experten, denn der Brachvogel kann aufgrund seiner Größe, seines Gesangs und seines charakteristischen Aussehens sehr leicht erkannt werden.“

Die Meldungen (auch Nullmeldungen) sollen bevorzugt über das Online-Portal www.ornitho.de eingetragen werden, können aber gern auch einfach analog oder per E-Mail eingereicht werden an Moritz Otten (moritz.otten@gmx.de) oder Robin Maares (robin.maares@gmx.net). (pm/bal)

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