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Mika Eickhoff: Sorgt der Tarmstedter Fußballer bald in der Bundesliga für Furore?

Er ist auf dem besten Wege, im Profifußball Fuß zu fassen: Die Sportredaktion der ZEVENER ZEITUNG sprach mit dem Tarmstedter Mika Eickhoff über sein erstes Jahr als Herrenspieler bei Werder II, seine Verletzungspause und seine Zukunftsaussichten.

Mika Eickhoff

Der Tarmstedter Mika Eickhoff ist beim SV Werder Bremen auf dem besten Weg zum Profifußballer. Foto: Werder Bremen

Ein Hotel unmittelbar am Bremer Bahnhof. Mika Eickhoff sitzt dort - wenige Stunden nach einem eher unerquicklichen Remis gegen Weiche Flensburg (0:0) - in seinem Werder-Trainingsanzug an einem Tisch und nimmt sich Zeit für ein ausführliches Gespräch. Neben ihm sitzen noch Vater Henning Eickhoff und Berater Sebastian Barth-Winterfeldt.

Zwei Tarmstedter, ein Selsinger und ein Franke: Das passt. Es ist ein sehr angenehmes Gespräch, indem es nicht nur um Mika Eickhoff und Werder, sondern auch um den Tarmstedter Bürgermeister, Reporter-Legenden wie Günther Koch und Manni Krause, Begegnungen mit Uwe Seeler und Radiokonferenzen geht.

Wechsel aus der Jugend zu Werder II

Schon vor gut neun Monaten hatte ein ähnliches Gespräch stattgefunden. Damals war der Tarmstedter noch Kapitän von Werders U19, stand vor dem Wechsel zu Werder II und hatte kurz zuvor sein erstes Regionalliga-Spiel bestritten.

Mittlerweile ist der 19-jährige Stammspieler im Bremer Regionalliga-Team, der „jüngste Stammspieler“ wie Berater Sebastian Barth-Winterfeldt betont. Und er spielt bis dato eine sehr gute Saison, hat - trotz einer Verletzungspause, von der noch zu sprechen sein wird - mehrere Treffer erzielt und vorbereitet.

Doch wie sieht Eickhoff das selbst? „Ich bin im Herrenbereich richtig angekommen. Das Tempo und die Körperlichkeit im Spiel gehe ich problemlos mit.“

Eine Profikarriere ist das Ziel

Und noch mehr: Der Tarmstedter ist mittlerweile auf den Sprung, wie er es nennt, „nach oben“ - in den Profibereich. Aber wohin wird sein Weg nach der Saison führen?

Der junge Tarmstedter macht sich natürlich dazu seine Gedanken, und spricht sie klar aus. Überhaupt hat man den Eindruck, es mit einem noch jungen, aber trotzdem sehr reflektierten Mann zu tun zu haben, der klar im Kopf und in seinem Reden ist.

Eickhoff ist sich seiner Stärken, seines Talents bewusst. Er glaubt an sich und ist überzeugt, dass er sich durchsetzen wird - auf höchstem Niveau. „Am liebsten würde ich bei Werder in der 1. Bundesliga spielen - wenn die Vereinsverantwortlichen an mich glauben. Ansonsten geht es woanders weiter. Zweite Liga Deutschland oder eine ausländische 1. Liga. Das wäre mein nächster Schritt“, so Eickhoff.

Erfolgreiche Nachwuchsarbeit in Bremen

Doch welchen Plan hat Werder mit ihm? Die Werder-Nachwuchsarbeit ist ohne Frage hervorragend. Mehr als 130 Werder-Nachwuchstalente haben in den letzten 40 Jahren den Sprung in den bezahlten Fußball geschafft.

Zurzeit spielen zum Beispiel die ehemaligen Werder-Talente Kevin Behrens (Union Berlin), Marnon Busch (Heidenheim), Dennis Diekmeier (Sandhausen), Gerrit Holtmann (Bochum) oder Davie Selke (Köln) in der 1. oder 2. Bundesliga.

Nur in den vergangenen Jahren gab es nicht so viele Talente bei Werder, die sich auf Anhieb im Profi-Team durchsetzen konnten. Philipp Bargfrede und Maximilian Eggestein fallen einem da natürlich ein. In dieser Saison gehören immerhin acht Spieler, die das Bremer NLZ durchlaufen haben, dem Profi-Kader an.

Ein Tarmstedter im Werder-Trikot?

Die große Frage für Mika Eickhoff lautet: Wird er den erhofften Sprung in den Bremer Profi-Kader im Sommer 2023 schaffen?

Eine Voraussetzung dafür ist, der 19-Jährige muss bei Werder diese Saison die Chance erhalten, sich beim Training der Profis zu zeigen. „Ich gehe davon aus, dass mich Werder in dieser Spielzeit über einen längeren Zeitraum bei den Profis testen wird. Da muss ich überzeugen - mit Toren, Vorlagen und guten Leistungen“, so Eickhoff.

Ein Tarmsteder im Werder-Trikot in der Bundesliga - das wäre schon eine ganz besondere Geschichte. „Nicht nur für uns als Familie wäre es toll, wenn Mika für Werder in der 1. Liga auflaufen würde“, so sein Vater Henning Eickhoff. „Für die ganze Region wäre es etwas Besonderes, wenn ein Tarmstedter Jung’ praktisch vor der eigenen Haustür in der Bundesliga spielen würde.“

Lange im vertrauten Umfeld geblieben

Es sind aufregende Zeiten für das Tarmstedter Talent und seine Familie. Doch Vater und Sohn wirken dabei angenehm unaufgeregt. Überhaupt die Familie, sie ist wichtig für den 19-Jährigen. Sein Vater war jahrelang bei der JSG Wörpetal sein Trainer. Erst vergleichsweise spät wechselte Eickhoff zum JFV A/O/Heeslingen und erst als 16-Jähriger in das Leistungszentrum von Werder,

„Dass Mika so lange in seinem vertrauten Umfeld geblieben ist, war mit Sicherheit gut für ihn“, so Sebastian Barth-Winterfeldt, der schon bei großen Vereinen wie Manchester City, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig tätig war und mit seiner überlegten, unaufgeregten Art zu diesem Vater-und-Sohn-Duo passt. „Er ist gesund groß geworden - zu Hause und auf dem Fußballplatz.“

Ein spät erkanntes Talent

Noch immer ist der 19-Jährige übrigens auf den Plätzen der Region zu sehen. Besucht Spiele nicht nur in Tarmstedt, sondern auch in Wilstedt, wo sein Bruder Fynn spielt, aber auch in Heeslingen oder Ostereistedt.

Das große Talent des zweiten der drei Eickhoff-Brüder war schon früh zu erkennen. Nur fiel der Tarmstedter zunächst irgendwie durchs Raster der großen Vereine - vielleicht zu seinem Glück.

Barth-Winterfeldt hebt im Gespräch dies besondere Talent des 19-Jährigen hervor. Muss er auch, kann man vielleicht sagen, ist ja schließlich sein Job. Doch man spürt während des Gespräches, dieser Mann ist von dem überzeugt, was er sagt. „Mika ist ein herausragendes Talent, der die Fähigkeiten mitbringt, es bis ganz nach oben zu schaffen“, so der Franke.

Viele sehr gefragte Begabungen

Was zeichnet den jungen Fußballer aus der Börde Tarmstedt aus?

Er hat mehrere, im modernen Fußball sehr gefragte Begabungen.

Barth-Winterfeldt zählt diese Eigenschaften auf: Überragende Schnelligkeitswerte, ein herausragendes 1:1-Offensivspiel im Tempo, den Willen auch nach hinten zu arbeiten, punktgenaue Flanken, ein sauberes Pass-Spiel, einen platzierten Schuss und ein gutes Spielverständnis. Tempowechsel im Spiel beherrscht er ebenso und den jungen Tarmstedter zeichnet eine große Handlungsschnelligkeit aus. „Das kommt ihm zum Beispiel beim Umschaltspiel sehr zugute“, so Barth-Winterfeldt, der Partner einer Münchener Sportmarketingagentur ist.

Mit Spaß am Wettkampf und hohem Anspruch

„Mika macht auf dem Spielfeld intuitiv vieles richtig“, so sein Berater weiter. Gerade auch da, wo es im Spiel darauf ankommt, vor dem gegnerischen Tor. „Mika schießt seine Tore - innerhalb und außerhalb des Strafraums und bereitet die Treffer auch dort vor. Er hat selbst die höchsten Ansprüche an sich, liebt den Wettkampf, verfügt über ein großes Durchsetzungsvermögen und muss nun auf höchstem Niveau getestet werden“, so der Franke weiter. „Mikas Spielweise erinnert aus den genannten Gründen an Antoine Griezmann.“

Das Talent von Antoine Griezmann wurde übrigens in seiner Heimat Frankreich lange übersehen. Keine französische Nachwuchsakademie gab dem späteren Weltmeister eine Chance.

Rückschlag durch eine Verletzung

Und wie sieht sich der 19-Jährige selbst als Fußballer? „In der Offensive bin ich variabel einsetzbar, so Eickhoff, „Ich kann - vielleicht abgesehen vom zentralen Strafraumstürmer - alle Positionen spielen.“

Auch er hatte in dieser Saison schon mit einem „Rückschlag“ zu kämpfen. Vor der WM-Pause stand er tatsächlich schon kurz vor dem Sprung „nach oben“. Im Oktober spielte der Offensivspieler in der Regionalliga groß auf, hatte einen erheblichen Anteil an den Siegen gegen Emden (4:2), Jeddeloh II (4:1) und dem Bremer SV (3:0) - dann folgte das Gastspiel gegen Hannover II. Eickhoff verletzte sich am Knie, spielte trotzdem weiter und erzielte kurz vor Schluss noch ein großartiges Tor.

Doch am anderen Morgen kamen die Schmerzen. Eine Knieverletzung. Eickhoff fiel mehrere Wochen aus. Reha statt ein mögliches Training mit dem Bundesliga-Team hieß nun sein Alltag, so verpasste er auch das Werder Gastspiel in Heeslingen Mitte November.

Immer wieder die Klasse beweisen

„Das wäre toll gewesen, wenn Mika in diesem Spiel dabei gewesen wäre“, so Vater Henning Eickhoff. „Halb Tarmstedt hätte sich wahrscheinlich Karten für das Spiel gekauft. Aber es sollte einfach nicht sein.“

Diese Verletzung war der erste größere Rückschlag in Eickhoffs noch junger Laufbahn. „Es war schwer für mich“, erzählt er. „Ich habe in diesen Wochen recht wenig von meiner Mannschaft gesehen. Aber ich hatte ein klares Ziel vor Augen und habe das Reha-Training durchgezogen.“

Und er hatte Glück im Unglück: Gleich mehrere Spiele fielen in dieser Phase aus. Eickhoff verpasste nur vier Regionalliga-Partien und stand zu Beginn der Rückrunden-Vorbereitung wieder auf dem Platz.

Es gab nur einen Wermutstropfen.„Durch die Verletzung hatte er keine Chance, beim Trainingslager der Profis im Januar 2023 dabei zu sein“, so Sebastian Barth-Winterfeldt.

Sich zeigen, sich beweisen, sich durchzusetzen - möglichst in jedem Spiel, in jedem Training. Das ist der Alltag des angehenden Profis. Diese Herausforderungen nimmt er gerne an und auf sich. Er stellt sich ihnen, hat sich diesem Leben verschrieben.

Andreas Meier

Freier Mitarbeiter

Andreas Meier ist als freier Mitarbeiter für den Nordsee Medienverbund bestehend aus Nordsee-Zeitung, Kreiszeitung Wesermarsch und Zevener Zeitung tätig. Seine Berichte finden sich unter diesem Autorenprofil gesammelt wieder.

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