Wer in einem Großraumbüro überleben will, lernt die Kollegen und alle ihre Geräusche, Gespräche oder Gelächter auszublenden.
Doch die verzweifelten Laute meiner Sitznachbarin waren zu penetrant. Murmeln, rascheln, seufzen. Ausruf: „Hier nicht!“. Rums. Schublade auf. Rums. Schublade zu. Ich will den Blick nicht vom Bildschirm nehmen und frage halbherzig: „Alles okay?“
„Ich suche meine Brille!“
Oje.
Ich überlege: „Du warst doch gerade Kaffee holen?“
„Nein, da ist sie nicht“, antwortet die Kollegin mit wachsender Verzweiflung und beginnt hektisch in der Handtasche zu wühlen.
Da ich ohnehin keine Ruhe für meinen Text finde, stehe ich auf und schau die Kollegin an. Sie trägt einen Schal.
Ich grinse. Denn ich habe eine leise Ahnung.
Ich frage: „Hast du sie vielleicht in den Pulloverrand ge...“, sie fällt mir ins Wort, will schimpfen, doch dann ertastet ihre Hand unter dem Halswärmer die ersehnte Lesehilfe. Sie strahlt. Und ich kann wieder arbeiten. Wenigstens war die Brille nicht auf der Nase versteckt – das soll ja auch schon vorgekommen sein.