Bremerhaven

Maskenfreiheit in Bussen und Zügen: Das sagen Bremerhavener und Cuxländer

Ab Donnerstag gehört die Maskenpflicht im öffentlichen Nah- und Fernverkehr der Vergangenheit an. Nicht alle finden das gut, wie eine Umfrage unter Bremerhavenern und Cuxländern zeigt. Die Angst vor neuen Coronavarianten ist dabei nur eine Sorge.

Schild im Bus

Darauf haben manche lange gewartet: Ab dem 2. Februar entfällt in den Ländern Bremen und Niedersachsen die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Nahverkehr. Foto: dpa

Darauf haben manche lange gewartet: Ab dem 2. Februar entfällt in den Ländern Bremen und Niedersachsen die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Nahverkehr. Darauf hatten sich die ehemalige niedersächsische Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) und die Bremer Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) im Januar in einer gemeinsamen Abstimmung geeinigt. Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt, die Maskenpflicht für Fernzüge ab dem 2. Februar aufzuheben. Lauterbach hatte den Schritt damit begründet, dass sich die Pandemielage inzwischen stabilisiert habe.

„Um einen Flickenteppich zu vermeiden, war es mir wichtig, dass sich Bremen und Niedersachsen eng miteinander abstimmen“, sagte Claudia Bernhard in einer ersten Erklärung. Das Tragen einer Maske böte auch weiterhin einen Schutz vor Infektionen, ob man sie weiterhin trage, könne nun jeder für sich selbst entscheiden. Daniela Behrens betonte, dass die Aufhebung der Maskenpflicht kein Maskenverbot bedeute: „Alle, die sich nach wie vor mit Maske sicherer fühlen, können diese selbstverständlich auch zukünftig weitertragen und sich damit sehr effektiv vor einer Ansteckung schützen“, so die aktuelle niedersächsische Innenministerin. Die derzeit gut beherrschbare Lage rechtfertige allerdings keine Verpflichtung zum Tragen mehr.

Virologe erwartet, dass die Infektionszahlen weiter ansteigen werden

Der Bremer Virologe Andreas Dotzauer zeigt sich angesichts der Entscheidung vorsichtiger: „Es ist wichtig, stets die aktuelle Lage im Blick zu behalten. Zuletzt bewegt sich die Sieben-Tage-Inzidenz auf einem relativ gleichbleibenden Level, mit leicht steigender Tendenz. Die sogenannte Amerikanische Variante, eine Rekombinante aus der BA.2-Omikron-Linie, verdoppelt sich zurzeit jede Woche, was den Anteil an den Viren insgesamt angeht“, warnt Dotzauer. Die Variante sei insgesamt infektiöser und impfresistenter als vorangegangene Stämme. Dotzauer geht deshalb davon aus, dass die Infektionszahlen weiter ansteigen werden, wenn die Maskenpflicht wegfällt. „Ich erwarte nicht, dass das sehr stark sein wird, bin aber der Ansicht, dass eine Maskenpflicht situationsabhängig auch weiterhin sinnvoll wäre“, sagt Dotzauer. Situationsabhängig bedeute, dass die Gefahr einer Ansteckung umso mehr ansteige, je voller es in Bussen und Zügen werde und je länger man sich in ihnen aufhalte.

Fahrgäste reagieren gereizt oder richtig aggressiv

Eine NZ-Umfrage unter Bremerhavenern und Cuxländern wenige Tage vor dem Wegfall der Maskenpflicht ergab ein gemischtes Stimmungsbild:

Busfahrer Ralf Winkler aus Cuxhaven findet die Entscheidung gut: „Das erleichtert meine Arbeit ungemein“, sagt der 32-Jährige, der die Bremerhavener Linie 507 bedient, bei einer Fahrpause. „Ich kann mich wieder ganz auf den Verkehr vor mir konzentrieren und muss nicht ständig in den Rückspiegel schauen und kontrollieren, ob auch alle Fahrgäste ihre Masken tragen.“ Zuletzt sei es für ihn Tagesgeschäft gewesen, dass Fahrgäste den Bus ohne Maske betreten wollen. „Wenn ich sie darauf anspreche, reagieren manche gereizt oder richtig aggressiv, handgreiflich ist zumindest mir gegenüber aber zum Glück noch keiner geworden.“

Ralf Winkler

„Ich kann mich wieder ganz auf den Verkehr vor mir konzentrieren und muss nicht ständig die Einhaltung der Maskenpflicht überwachen“: Busfahrer Ralf Winkler. Foto: Pejic

Eine Maskenpflicht ist einfach nicht mehr zeitgemäß

Auch Reiner Tepperies aus Bremerhaven findet es gut, dass die Maskenpflicht entfällt: „Jeder kann doch für sich selbst entscheiden, ob er die Maske freiwillig weiter tragen möchte. Eine Pflicht finde ich nicht mehr zeitgemäß“, sagt der 66-Jährige, während er seinen Einkaufswagen über den Parkplatz eines Geschäfts in Spaden schiebt. Sollte noch mal eine neue Variante auftauchen, könne man sich ja wieder impfen lassen. „Ich selbst bin schon drei Mal geimpft und während der gesamten Pandemie gut klargekommen.“

Reiner Tepperies

„Jeder kann doch für sich selbst entscheiden, ob er die Maske freiwillig weiter tragen möchte“: Reiner Tepperies aus Bremerhaven. Foto: Pejic

Gabi Brunecke ist nur selten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Von daher betreffe sie die Sache nicht so sehr. Dennoch könne die Maskenpflicht ihretwegen ruhig wegfallen: „Es kann ja jeder eigenverantwortlich weiter eine Maske tragen. Ich werde es jedenfalls freiwillig weiter machen“, sagt die Lehrerin aus Geestland. „Ich setze die Maske auch jetzt schon an Orten auf, in denen sie gar nicht mehr vorgeschrieben ist, wie etwa in Supermärkten. Allerdings nur, wenn es dort sehr voll ist.“

Von einem Ende der Pandemie kann keine Rede sein

Etwas unsicher ist dagegen Marko Malz aus Bremerhaven. Der 27-Jährige findet es einerseits gut, dass er in Bussen und Zügen künftig keine Maske mehr tragen muss: „Ohne Maske kann ich viel besser atmen“, sagt er zur Begründung, schränkt aber sogleich ein: „Vernünftiger wäre wahrscheinlich, wenn die Maskenpflicht auch weiterhin bestehen bliebe. Der Gesichtsschutz hat sich doch als sehr effektiv erwiesen, wenn es darum geht, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.“ Auch heute noch steckten sich Menschen mit Covid an, sagt Malz, von einem Ende der Pandemie könne folglich keine Rede sein. „Jederzeit kann eine neue Variante auftauchen, was aktuell in China passiert, macht mir schon Sorgen.“

Marko Malz

„Vernünftiger wäre wahrscheinlich, wenn die Maskenpflicht auch weiterhin bestehen bliebe“: der Bremerhavener Marko Malz. Foto: Pejic

Laut Virologe Andreas Dotzauer sei die Gefahr, dass eine neue, gefährliche Virusvariante aus China nach Deutschland gelangt, nicht zu unterschätzen. „Corona verbreitet sich dort aktuell ungebremst und unkontrolliert im ganzen Land. Die chinesische Regierung teilt leider keinerlei Informationen über Infektionszahlen, Krankheitsverläufe, Anzahl von Toten mit. Grundsätzlich können wir davon ausgehen, dass die Zahlen sehr hoch sind.“ Entsprechend groß sei die Gefahr, dass neue Varianten entstehen, mit ähnlichem Potenzial wie die „amerikanische“ Variante, das heißt, dass sie deutlich ansteckender sind und eine größere Resistenz gegen Impfstoffe aufweisen.

Nicht einmal Virologen wissen, wann es wirklich vorbei sein wird

Umso besorgter zeigt sich das Spadener Ehepaar Elisabeth und Erich Schmidt (beide 75) angesichts des Wegfalls der Maskenpflicht: „Ich bin definitiv dagegen. Gerade wenn es im Bus mal wieder etwas voller ist, stecken die Leute sich doch rasend schnell an“, sagt Elisabeth Schmidt. Dass die Pandemie vorbei ist, glauben beide nicht: „Nicht einmal Virologen können mit letzter Gewissheit sagen, wann es vorbei ist. Ich befürchte, dass uns Corona noch eine lange Zeit weiter begleiten wird“, sagt Erich Schmidt. Das Tragen der Maske sei wichtig, um eine allzu starke Verbreitung neuer Varianten zu verhindern: „Wir wollen doch alle, dass die Pandemie nicht wieder in diesen Ausmaßen zurückkehrt, dass wir wieder unzählige Tote haben, die Intensivstationen volllaufen und das gesamte öffentliche Leben erneut zum Erliegen kommt. Schon alleine deshalb sollten wir uns alle daran halten, die Masken weiterhin zu tragen.“

Josip Pejic
0 Kommentare
Newsletter Der ZZ-Newsletter
Alle wichtigen Nachrichten und die interessantesten Ereignisse aus der Region täglich direkt in Ihr E-Mail-Postfach. Mit Empfehlung aus der Redaktion.
PASSEND ZUM ARTIKEL
nach Oben