Noch vor einem Dreivierteljahr hatte Reiner Kohlbrecher mit Butjadingen nicht das Geringste zu tun. Jetzt interessiert er sich brennend für eines der drängendsten Probleme der Gemeinde. Reiner Kohlbrecher ist professioneller Filmemacher und arbeitet aktuell an einer Dokumentation über die Verschlickung des Priels.
Der 64-Jährige wohnt in Wolfenbüttel, hält sich jedoch häufig in Butjadingen auf, seit er Anfang Dezember vergangenen Jahres Eigentümer einer Ferienwohnung im Fedderwardersieler Hafen wurde. Die Verschlickung des Priels, die, wenn nichts passiert, das Ende des Kutterhafens bedeuten wird, ist damit auch zu seinem Problem geworden.
Abstecher in die Geschichte der Butjenter Sielhäfen
Über die Verschlickung des Priels hat gerade auch die Butjadinger Filmproduktionsfirma Hey-Pro einen von Tourismus-Service Butjadingen (TSB) beauftragten Film vorgestellt. Dabei handelt es sich aber um einen Imagefilm. Reiner Kohlbrecher ist in einem anderen Genre unterwegs. Er dreht eine Dokumentation. Sein Projekt hat damit zwar das gleiche Thema wie der Film von Hey-Pro. Dennoch beißen sich die beiden Produktionen nicht - auch deshalb nicht, weil Reiner Kohlbrechers Film deutlich länger wird und er mit altem Bildmaterial auch Streifzüge durch die Geschichte der Sielhäfen unternimmt, die es in Butjadingen einst neben Fedderwardersiel noch gab.
Reiner Kohlbrecher ist kein Mann, der mit dem Smartphone ein paar Clips dreht und sie dann am Rechner zusammenschneidet. Er ist professioneller Filmemacher. Der studierte Pädagoge, der hauptberuflich als Schulungs- und Seminarleiter für VW tätig war und einst über Tonaufnahmen, die er als Jugendlicher gerne machte, ans Filmen gekommen war, hat unter anderem für RTL und Sat1 gedreht.
Inzwischen ist Reiner Kohlbrecher Rentner, hat die Kamera deshalb aber noch längst nicht eingemottet. Im Gegenteil. Er ist Mitglieder des Vereins Ostfalen-TV. Unter diesem Dach realisiert er zusammen mit Gleichgesinnten die verschiedensten Filmprojekte. Reiner Kohlbrecher besitzt ein privates Equipment, für das sich auch manches Studio nicht schämen müsste. Mit entsprechend hohen Ansprüchen ist er nun auch den Fim über die Verschlickung des Priels angegangen. Die ersten Drehs fanden Anfang Juni statt. Im Oktober wird alles fertig sein, hofft der Wolfenbütteler, der mit seiner Frau viel Zeit in Butjadingen verbringt.
Viele hiesige Akteure kommen im Film zu Wort
Reiner Kohlbrecher zeigt die Berge von Schlick, die sich vor Fedderwardersiel auftürmen. Er geht auf die nicht mehr existierenden Sielhäfen Burhaversiel und Waddensersiel ein; sie zeigen, was passiert, wenn nichts passiert. Und vor allem holt Reiner Kohlbrecher etliche Interviewpartner vor die Kamera. Dazu gehören hiesige Akteure wie die Krabbenfischer Dirk Ostendorf und Manfred Wefer, Wattführer Teddy Rohde und „Wega II“-Kapitän Reinhild Nießen. Reiner Kohlbrecher hat beim Besuch von Renate Künast in Fedderwardersiel die Gelegenheit genutzt, um die Grünen-Politikerin zu interviewen. Und er hat auch mit Uwe Beckmeyer gesprochen.
Der Vorstandsvorsitzende des Wirtschaftsverbands Weser und des Weserbundes ist ein Befürworteter der geplanten nächsten Weservertiefung, die die Gemeinde Butjadingen strikt ablehnt, weil sie zusätzlichen Schlick fürchtet. Uwe Beckmeyer hat laut Reiner Kohlbrecher im Interview ausgesagt, dass die Anrainer nicht die Leidtragenden einer weiteren Weservertiefung sein dürften. Die Wirtschaft müsse sie unterstützen und dafür Geld zur Verfügung stellen. Dazu sei sie auch bereit, zitiert Reiner Kohlbrecher aus seinem Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden.
Freie Hafeneinfahrt nur durch umfangreiches Baggern
In Butjadingen herrscht Einigkeit darüber, dass es nur durch deutlich umfangreicheres Baggern gelingen kann, den Priel und die Hafeneinfahrt dauerhaft schlickfrei zu halten. Da käme finanzielle Hilfe aus der Wirtschaft gerade recht.
So oder so, Reiner Kohlbrecher stellt fest, dass nicht ein einziger Interviewpartner dabei ist, der kein Verständnis für die Situation Butjadingens gezeigt hätte. Sein Film wird mindestens 45 Minuten lang sein. Der 64-Jährige liebäugelt damit, die Premiere im Rathaussaal über die Bühne gehen zu lassen. Er hat den Streifen auch bereits einem Fernsehsender angeboten.
Fedderwardersiel: Die Tide im Zeitraffer
Dieses Video zeigt die Tide im Hafen von Fedderwardersiel im Zeitraffer. Reiner Kohlbrecher hat das Kommen und Gehen des Wassers über den gesamten Tag bis in die Nacht hinein gefilmt.
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