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In Geestland gibt es eine Vorliebe für ukrainische Flüchtlinge

Die Stadt Geestland sucht händeringend nach Wohnraum für Flüchtlinge. Aktuell betreut sie insgesamt 568 Personen, die aus Afghanistan, Syrien, Iran, Irak, Albanien, Montenegro, Kosovo, Pakistan und aus der Ukraine kommen. Und weitere werden der Kommune in Kürze zugewiesen werden.

Ukrainische Flüchtlinge in der Ameos Seepark-Klinik Geestland

Alona mit Tochter Maria (hinten) sowie Jaroslav und Kiril mit Mutter Alla (vorn) aus der Ukraine haben im März einen Platz gefunden in der Ameos Seepark-Klinik Geestland. Mittlerweile sind die beiden Stationen voll. Die Stadt sucht Unterbringungsmöglichkeiten für alle Flüchtlinge. Foto: Arnd Hartmann


Das Ameos Klinikum Seepark Geestland hat der Stadt zwei Stationen mit jeweils zehn Zimmern zur Verfügung gestellt. Aber das war im März. „Hier sind 42 Personen untergekommen. Die zwei Stationen sind inzwischen belegt, so dass wir mit der Belegung einer Unterkunft in Elmlohe mit 29 Plätzen begonnen haben“, erklärt Hendrik Wohlers, Teamleiter für Sicherheit und Ordnung bei der Stadt und damit zuständig für die Unterbringung von Flüchtlingen. Eine Nutzung des ehemaligen Gasthofes in Köhlen ist nach Angaben von Bürgermeister Thorsten Krüger (SPD) nur dann vorgesehen, „wenn es richtig eng wird“. Der Aufwand sei aufgrund des Gebäudezustands sehr hoch.

„Wir erhalten weiterhin eine ausreichende Zahl von Mietangeboten“, freut sich Wohlers. Doch schwierig sei die Unterbringung von Flüchtlingen, die nicht aus der Ukraine kommen. „Viele Vermieter machen es zur Bedingung, dass ausschließlich Ukrainer einziehen dürfen, was sehr problematisch ist.“ Dieser Sachverhalt ist für Bürgermeister Krüger nachvollziehbar. „Die Bürger wollen den Menschen aus der Ukraine besonders helfen“, erklärt er und spricht von einer „großen emotionalen Verbundenheit mit den Kriegsflüchtlingen“. Dennoch sei die Stadt gehalten, Flüchtlinge aller Nationalitäten unterzubringen. „Das werden wir auch schaffen“, betont Krüger.

Viele Vermieter machen es zur Bedingung, dass ausschließlich Ukrainer einziehen dürfen.

Angesprochen auf die Frage, ob ihm bekannt sei, dass Flüchtlinge aus der Ukraine lieber in einer größeren Stadt leben würden als auf dem Land, sagt der Bürgermeister. „Nach dem Schengen-Abkommen dürfen sich Flüchtlinge 90 Tage lang frei bewegen und ihren Wohnort selbst aussuchen.“ Das müsse man akzeptieren.

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Flüchtlinge bleibt angespannt

Doch die Lage auf dem Wohnungsmarkt für Flüchtlinge bleibt angespannt. Ab Montag erhöht sich die Zahl der Flüchtlinge, die wöchentlich mittels Verteilung in den Landkreis kommen, von 14 auf 20 Personen.

„Dem Ministerium ist die Situation in den Kommunen bekannt“, sagt Wohlers, doch auch deren Unterbringungskapazitäten seien erschöpft. „Unabhängig davon, ob ausreichende Wohnungen zur Verfügung stehen, werden die Menschen zu uns kommen“, sagt der Teamleiter. Diese Entwicklung habe dazu geführt, dass die Stadt die alte Schule in Kührstedt für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen werde, die keine ukrainische Staatsangehörigkeit besitzen. „Doch auch diese Entscheidung bringt nur kurzfristig Handlungsspielraum“, so Wohlers und appelliert an alle Vermieter in Geestland, ihre Quartiere für Flüchtlinge aller Nationalitäten bereitzustellen.

Verwaltung stockt das Personal auf

Die aktuelle Situation hat Folgen für die Verwaltung: „Um die verwaltungstechnischen Abläufe, die Betreuung und Integration der Flüchtlinge und die Einrichtung der Wohnungen zu bewerkstelligen, haben wir das Personal bereits aufgestockt“, sagt Wohlers. Dies konnte durch Stundenaufstockungen, interne Abordnungen und die Hospitation einer Kollegin des DRK umgesetzt werden. Auch der Bauhof unterstütze bei der Einrichtung der Wohnungen. „Die Personalbemessung wird regelmäßig geprüft und weitere personelle Maßnahmen sind vorbereitet.“ Man hoffe auf die Genehmigung einer Stelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes. Zudem kümmerten sich die Integrationslotsen weiterhin um die Betreuung der Flüchtlinge.


Derzeit plant die Stadt Geestland einen niederschwelligen Sprachkursus im Amtshaus in Bad Bederkesa. In Langen hat der Familientreff als Kooperation der St.-Petri-Kirche und der Flüchtlingsinitiative im kirchlichen Gemeindehaus einen Sprachkurs initiiert. An beiden Standorten wird eine Kinderbetreuung angeboten, damit die Eltern am Unterricht teilnehmen können. Dieses Angebot ist eine Überbrückung, bis die Bildungsträger zertifizierte Sprachkurse ins Leben gerufen haben.

Andreas Schoener

Reporter mit besonderen Aufgaben

Andreas Schoener arbeitet seit Oktober 2008 in der Landkreis-Redaktion der NORDSEE-ZEITUNG. Dort ist er stellvertretender Leiter und zuständig für die Berichterstattung aus und über die Stadt Geestland.

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