Selbst hergestellte Bio-Backwaren produzierte Christian Brinker schon länger für den Café-Betrieb. Und auch in dem auf nachhaltige Produkte getrimmten Lädchen „Glückswinkel“, das Fiona Brinker gemeinsam mit einer Partnerin nur einige Hauseingänge entfernt vom Findus betreibt, gab es die Backwaren schon etwas länger. „Als der Lockdown im November kam, haben wir aber beschlossen, dass wir jetzt im großen Stil backen“, erzählt die 22-Jährige. „Die Rezepturen hatten wir während des ersten Lockdowns im Frühjahr schon ausprobiert.“
Bäcker in fünfter Generation
Mit Rezepturen allein ist es allerdings nicht getan. Unterstützung unter anderem zur Anschaffung eines professionellen Holzbackofens und einer Teigknetmaschine erhielt Christian Brinker von seinen Eltern, eine Unterstützung für die er sehr dankbar sei, sagt er. Denn der Familienplan sah ursprünglich ganz anders aus. Christian Brinker ist Bäckermeister in der fünften Generation. Eigentlich sollte er von seinem Vater die im Jahr 1875 gegründete Familienbäckerei im Sauerland übernehmen. Stattdessen backt der 31-Jährige in der Alten Bürger. „Wenn man den elterlichen Betrieb nicht wie geplant übernimmt und trotzdem Zuspruch bekommt, für das, was man macht, dann ist das schon eine Menge wert“, sagt er.
Christian Brinker kam 2012 bereits als gelernter Bäckermeister zum Studium der Lebensmittelwirtschaft nach Bremerhaven. „Wenn ich Fiona nicht kennengelernt hätte, wäre ich nach dem Studium auf die Walz gegangen und hätte dann den elterlichen Betrieb übernommen“, erzählt der Bäcker. Stattdessen gründete er mit Fiona in der Seestadt eine Familie. Das zweite Kind ist unterwegs.
Der auf einem Autoanhänger in einem Hinterhof stehende Holzbackofen mit einem Zeltpavillon daneben ist ein besonderes Gerät. Mit 15 Kilogramm Holzpellets heizt er computergesteuert auf 340 Grad Celsius hoch. „Damit kann ich ihn sechs Stunden lang nutzen“, berichtet Christian Brinker. Wegen des sauberen Pellet-Brennstoffs brennt der Ofen rauchfrei – empfehlenswert im Hinterhof nahe der Wohnbebauung.
Die Findus-Küche hat sich derweil in eine Backstube verwandelt. Während der Holzofen ab kurz nach 5 Uhr hochheizt, bereitet das Ehepaar hier die Teige vor. Ab 8 Uhr kann Christian Brinker dann die ersten Brote in den Ofen schieben, die nach etwa einer Stunde fertig sind.
Zunächst backt Christian Bäcker derzeit pro Backtag 30 Brote, dann mit sinkender Ofentemperatur 40 Brötchen sowie 60 Feinbackwaren wie Croissants, Schoko-Croissants und Franz-Brötchen. „Als nächsten Schritt würden wir gern auf 60 Brote pro Tag kommen“, kündigt der Bäcker an.
Christian Brinker, der 2011 während der Meisterschule die nordrhein-westfälische Meisterschaft der Jugend im Bäckerhandwerk gewonnen hat, backt insgesamt vier verschiedene Sorten Brot – zwei pro Backtag: Roggenvollkornbrot mit Leinsamen, Multivollkorn-, Mehrkorn- und Weizenbrot. „Alle Brote enthalten Leinsamenmehl“, verrät er. „Die Brote bleiben dadurch frischer und sind ballaststoffreicher.“
Ursprüngliches ist gefragt
Die Nachfrage nach dem Holzofenbrot sei vorhanden. „Vielen Leute sehnen sich danach, ein ganz einfaches Brot zu bekommen, ohne Zusatzstoffe, pur“, berichtet Fiona Brinker aus ihren Erfahrungen. „Und das ist ein sehr ursprüngliches, langsames Backen hier.“
Langfristig kann sich das Paar vorstellen, auch direkt auf Märkten zu backen. Dazu steht der immerhin zwei Tonnen schwere Holzbackofen mobil auf einem Autoanhänger. Ziel sei aber auch, das Findus wieder zu eröffnen, wenn es die Pandemie zulässt. „Das Backen ist aber krisenfest, und wir sind damit nicht abhängig von der äußeren Situation.“